Die Märchenfigur Baba Jaga

Baba Jaga ist eine alte slawische Märchenfigur, die mir aus meiner Kindheit unter dem Namen “Baba Roga” – was soviel wie “die Gehörnte Alte” bedeutet – bekannt ist. Die Beschreibungen über sie sind zwar unterschiedlich, aber alle gruselig & düster!

Sie wird immer als alte, hässliche, knochige Frau mit großer Nase & einem herausragendem Geruchssinn beschrieben. Menschen & ihre Fährten kann sie kilometerweit riechen. Sie hat entweder spitze Eisenzähne oder ein herausnehmbares Gebiss, das selbständig beißen kann. Beides keine sehr angenehme Vorstellung!

Ihr Beiname “Knochenbein” deutet einerseits darauf hin, dass sie eine knochige alte Frau war, ist aber auch eventuell eine Anspielung darauf, dass sie als Menschenfresserin gefürchtet wurde.

Ich kann mich daran erinnern, dass uns Kindern früher mit solchen & ähnlichen Aussagen Angst gemacht wurde, um uns gehorsam zu machen. (Ja, schlimm! Aber so war es damals eben!) Denn wir kannten die Geschichten der Baba Roga, die Kinder an lockt oder entführt, um sie dann zu fressen! Also waren wir brav, schließlich wollte keiner einer kannibalischen Hexe zum Opfer fallen!

Magische Fähigkeiten & Begleiter

Baba Jaga fliegt im Mörser anstatt wie andere westliche Hexen auf Besen & benutzt dabei den Stösel wie eine Art Paddel, mit dem sie sich durch die Luft oder über den Boden schiebt. Einen Besen hat sie zwar auch, den nutzt sie aber nur, um ihre Spuren zu verwischen.

Baba Jaga hat drei Paar Hände, die ihr dienen & einige tierische Begleiter. Sie hat beispielsweise – wie jede Hexe 😉 – eine böse sprechende Katze & etwas exotischer: fliegende Pferde.

Außerdem besitzt sie natürlich auch unterschiedliche magische Fähigkeiten. In einigen Geschichten ist sie als Gestaltenwandlerin unterwegs & in wieder anderen herrscht sie über die Zeit, die von 3 Reitern symbolisiert werden: der weiße Reiter symbolisiert den Morgen, der Rote den Mittag & der schwarze Reiter die Nacht.

Die slawische Mythologie – ihr Ursprung

Wie viele unserer Traditionen stammen auch viele der uns bekannten Märchen & ihre Figuren aus der vorchristlichen Zeit. Die meisten der heidnischen Bräuche wurden im Zuge der Christianisierung abgewandelt übernommen & als christlich getarnt. Viele der ursprünglichen heidnischen Götter & Sagenfiguren wurden dämonisiert & verteufelt. So spielte Baba Jaga höchstwahrscheinlich auch einst eine ganz andere Rolle in den slawischen Erzählungen.

Vermutlich verkörperte sie ursprünglich eine slawische Göttin des Todes & der Wiedergeburt. Sie wird auch mit dem alten, weisen Aspekt der dreifaltigen Göttin in Verbindung gebracht. Denkbar ist auch eine Verbindung zu der slawischen Göttin Morena, die als alte, verdorrte Gestalt dargestellt, den Winter & den Tod verkörpert, wohingegen ihr jüngeres Wesen Mara, die Göttin des Frühlings & der Wiedergeburt darstellt. In einigen Erzählungen wird sie auch als Hüterin des Wassers & Göttin der Quellen genannt.

Kommt uns das alles nicht irgendwie bekannt vor? Kennt man all diese Verbindungen nicht auch aus unserer germanischen Mythologie?

Fazit

In der Symbolik & den Figuren unsere Märchen sind viele Hinweise auf ihren Ursprung versteckt. Hört und sieht man sich in den alten überlieferten Erzählungen unserer heidnischen Vorfahren um, so entdeckt man viele Parallelen zwischen den Kulturen & unserem heutigen Brauchtum. Alles ist mit einander verwoben & verbunden. 🫶🏼

Und warum ist das laufende Haus von Baba Jaga nun mein Lieblings-Hexenhaus?

Das Haus ist beweglich, beziehungsweise lebendig & mit einem mächtigen Schutzzauber versehen, der es vor fremden Eindringlingen behütet. Es gehört einer der ältesten Göttinnen, die den zyklischen Rhythmus von Leben & Tod begleitet & über die Zeit herrscht! Für mich verkörpern Baba Jaga & ihr Haus (sowie Frau Holle & Cailleach) unseren Ursprung, unsere Wünsche & Ängste, das Hexentum & die damit verbunde Naturreligion.


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